Zähneknirschen (Bruxismus)

Als Bruxismus bezeichnet man in der Medizin unbewusstes Aufeinanderpressen und Knirschen der Zähne. Dabei handelt es sich nicht um eine schlechte Angewohnheit, sondern um unbewusste unkontrollierbare Bewegungsabläufe. Die genaue Ursache ist nicht bekannt, Stress, Schlafstörungen, Alkoholkonsum, Koffein, Nikotin und Medikamente wie Psychopharmaka können eine Rolle spielen.

Bruxismus kann ernste Folgen haben, die von Zahnschäden bis zu Kopf- und Nackenschmerzen, Schmerzen an Zähnen und Kiefergelenken, und sogar Tinnitus und Migräne reichen. Erste Anlaufstelle sollten immer ZahnärztInnen, KieferorthopädInnen oder Mund-Kiefer-GesichtschirurgInnen sein, sie sind am besten in der Lage eine korrekte medizinische Diagnose zu stellen, Ursachen ausfindig zu machen und eine geeignete Therapie vorzuschlagen. Die übliche Behandlung sieht Übungen zur muskulären Entspannung, Stressabbau sowie angepasste Knirschschienen vor.

Bei manchen Patienten ist die Standardbehandlung nicht ausreichend. In dieser Situation kann ein Therapieversuch mit Botulinumtoxin (z.B. Botox ®) zur Entspannung des großen Kaumuskels (Musculus masseter) erfolgversprechend sein.

Hierbei wird eine sehr kleine Menge stark verdünnten Botulinumtoxins an üblicherweise drei Einstichstellen pro Seite in die überaktive Muskulatur eingebracht, dadurch wird eine zeitweilige Muskelentspannung hervorgerufen. Der Schmerz, der bei der Einspritzung entsteht, ist mit einer Blutabnahme vergleichbar. Der große Kaumuskel wird durch diese Behandlung geschwächt, aber nicht vollständig gelähmt, seine Funktion beim Kauen, Sprechen oder Lachen bleibt voll erhalten. Er ist jedoch nicht mehr empfänglich für unwillkürliche Reize, die zu Zähneknirschen führen.

NEBENWIRKUNGEN

Die Botulinumtoxin-Therapie ist eine risikoarme Behandlung. Dennoch können trotz aller Sorgfalt in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten, wie z.B. Schmerzen oder ein Bluterguss an der Einstichstelle, Mundtrockenheit bei versehentlicher Injektion in die Ohrspeicheldrüse, Ausbreitung in benachbarte Muskeln mit der Folge eines asymmetrischen Gesichtsausdrucks, nach mehrfach wiederholten Behandlungen ist eine Verschmälerung des hinteren unteren Gesichtsdrittels möglich.

ERFOLGSAUSSICHTEN

Die volle Wirkung setzt nach 2- 14 Tagen ein und hält etwa 4-6 Monate an. Danach kommt es zu einem allmählichen Wirkungsverlust und die Behandlung kann wiederholt werden. Bei regelmäßiger Anwendung kann es langfristig zu einer leichten Rückbildung des großen Kaumuskels (M. masseter) kommen, dadurch können die Behandlungsintervalle oft mit der Zeit deutlich verlängert werden.

KOSTEN

Die Kosten werden individuell nach der Gebührenordnung der Ärzte berechnet und betragen ab ca. 230 Euro pro Behandlung.

Quellen

Sommer et al., Botulinumtoxin in der ästhetischen Medizin

Long et al., Efficacy of botulinum toxins on bruxism: an evidence-based review

Peroz et al., Diagnostik und Behandlung von Bruxismus S3-Leitlinie